Wie Morgenrituale im Kopf wirken
Morgenrituale sind oft mentale Abkürzungen. Dinge wie das Bettmachen rufen bekannte Mikr0gewohnheiten und Entscheidungsabläufe im Gehirn hervor. Bleibt das Bett unordentlich, heißt das nicht automatisch, dass man faul ist. Häufig steckt dahinter der Wunsch nach einem entspannteren Start in den Tag, ohne sofort alles “unter Kontrolle” haben zu müssen.
Umgekehrt vermittelt ein gemachtes Bett schnell ein Gefühl von Erfolg und Selbstbeherrschung. Dieses kleine Erfolgserlebnis kann das Gefühl von Kontrolle im Alltag stärken und helfen, folgende Aufgaben leichter anzugehen.
Studien und Persönlichkeit: was Forschende finden
Einige psychologische Studien, die auf dem “Big Five” (Fünf-Faktoren-Modell) basieren, zeigen Zusammenhänge zwischen regelmäßigem Bettmachen und bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen. Menschen mit höherer Gewissenhaftigkeit neigen dazu, ihr Bett zu machen. Ein niedrigerer Grad an Offenheit für Erfahrungen wird oft bei regelmäßigen Bettmachern beobachtet. Außerdem gibt es Hinweise, dass Personen, die ihr Bett täglich machen, möglicherweise eine geringere Extraversion und eine höhere Ängstlichkeit haben können. Diese Befunde sind Tendenzen und sollten nicht als feste Etiketten verstanden werden.
Praktisch und hygienisch: Tipps fürs Bett
Wenn man das Bett sofort nach dem Aufstehen macht, bleibt der über Nacht angesammelte Feuchtigkeitsfilm (durch Schweiß und Atem) eingeschlossen und kann nicht verdunsten. Bei fehlender Verdunstung entsteht ein Milieu, das Milben und Staubpartikeln entgegenkommt. Ein pragmatischer Kompromiss ist, das Bett 20 bis 30 Minuten lang auslüften zu lassen, das Fenster zu öffnen und die Decke zurückzuschlagen, bevor man es macht. So bekommt das Bett ein trockeneres Klima und die Schlafumgebung bleibt gesünder.
- Wechsel der Bettwäsche alle ein bis zwei Wochen
- Keine Essensreste im Schlafzimmer
- Regelmäßiges Absaugen der Matratze
- Das Einlassen von Tageslicht
Eine Luftfeuchtigkeit von etwa 40 bis 50 % ist optimal für ein gesundes Raumklima.
Persönlicher Rhythmus und Vorlieben
Menschen haben unterschiedliche Vorlieben und Tagesrhythmen. Manche legen Wert auf Ordnung und Planung und machen jeden Morgen das Bett. Andere mögen es freier und starten entspannter in den Tag. Auch der Chronotyp spielt eine Rolle: Morgentypen, die “Lerchen”, genießen oft ausgedehntere Morgenrituale, während “Nachteulen” meist weniger Zeit haben und es vorziehen, das Bett ungemacht zu lassen, bevor sie das Haus verlassen.
Welche Bedeutung das Bettmachen hat, variiert: Für einige markiert es das Ende der Nacht und den Beginn des aktiven Tages. Für andere kann es, wenn es erzwungen wird, Stress auslösen. Letztlich sollte die Morgenroutine ein flexibles Werkzeug sein und kein starrer Test — sie soll den Bedürfnissen des Tages gerecht werden.
Die tägliche Entscheidung, das Bett zu machen oder nicht, mag trivial wirken, aber sie wirft ein Licht auf größere Fragen wie persönliche Gewohnheiten, Lebensstil und Prioritäten. Jeder sollte die Freiheit haben, seine eigene Routine zu entwickeln, basierend auf den eigenen Bedürfnissen und Vorlieben, ohne als besonders diszipliniert oder nachlässig etikettiert zu werden.